Nachgefragt bei… Sonia Seneviratne
Vom 9. – 13. Dezember 2024 fand das IPCC Scoping Meeting in Kuala Lumpur statt, an welchem mehr als 230 Expert:innen aus über 70 Ländern teilnahmen. Dort haben führende Klimaforschende aus der ganzen Welt intensiv diskutiert, was in der Outline des neuen Sachstandberichts (AR7) enthalten sein soll. Dieser wird voraussichtlich 2029 veröffentlicht. Die Schweizer Klimaforscherin Sonia Seneviratne ist Teil des IPCC-Vorstands sowie des ProClim-Kuratoriums. Sie war am Scoping Meeting mit dabei und hat uns einige Fragen dazu beantwortet.
Kislig: Was ist genau der Unterschied zwischen Scoping Meetings und Plenarssitzungen?
Seneviratne: Am Scoping Meeting nehmen nur wissenschaftliche Expert:innen teil, nicht Vertreter:innen der Weltregierungen. Der Prozess ist vom IPCC-Vorstand geleitet. An den Plenarsitzungen wiederum nehmen Vertreter:innen der Regierungen teil. Ausser den Mitgliedern des IPCC-Vorstands sind Vertreter:innen der Wissenschaft nicht zu diesen Sitzungen eingeladen. Die Entscheidungen werden an den Plenarsitzungen im Einvernehmen aller Regierungen getroffen. Am Scoping Meeting wird die Outline von den Expert:innen vorbereitet und gutgeheissen. An der Plenarssitzung im Februar 2025 wird die Outline dann den Ländervertretungen zur Genehmigung vorgelegt.
Kislig: Sie sind Teil des IPCC-Vorstands. Was ist dessen Rolle im Scoping Meeting?
Seneviratne: Der IPCC-Vorstand ("IPCC Bureau" auf Englisch) ist verantwortlich für die wissenschaftliche Organisation des Scoping Meetings. Wir haben in den Vorbereitungen zum Scoping Meeting wichtige neue Themen für den 7. Sachstandbericht (AR7) identifiziert. Während des Scoping Meetings organisieren wir den Austausch zwischen Expert:innen, um die Outline des 7. Sachstandberichtes (AR7) vorzubereiten.
Kislig: Welche Schweizer Forschenden waren ausser Ihnen anwesend?
Seneviratne: Vier Forschende aus Schweizer Institutionen haben ebenfalls am Scoping Meeting teilgenommen: Thomas Frölicher von der Universität Bern, Athanasios Nenes von der EPFL, Evelina Trutnevyte von der Universität Genf, und Tony Patt von der ETH Zürich. Zudem hat auch Fabrice Lambert teilgenommen, welcher in Chile forscht.
Kislig: Was waren die wichtigsten Beschlüsse des Scoping Meetings in Malaysia bezüglich der Outline des AR7?
Seneviratne: Der von den Teilnehmenden verabschiedete Text wird der Öffentlichkeit erst kurz vor der IPCC-Plenarsitzung im Februar zugänglich gemacht. Vor der endgültigen Verabschiedung wird der Text noch von den Regierungsvertreter:innen während der Plenarsitzung überarbeitet. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass einzelne Teile noch revidiert werden. Aber wir haben wichtige neue Elemente im Outline der Arbeitsgruppe I, die von allen teilnehmenden Expert:innen gutgeheissen wurden.
Wichtige neue Themen, die im Outline abgedeckt sind, sind Klimakipppunkte und einschneidende Extremereignisse. Zudem sollen die Hintergründe der Emissionsszenarien, die den Projektionen zugrunde liegen, einschliesslich möglicher biophysikalischer Grenzen betrachtet werden. Die klimatischen Folgen erfolgreicher und erfolgloser Bemühungen zur Stabilisierung der Klimaerwärmung gehören ebenfalls zu den vorgeschlagenen Themen des Outlines.
Das Interview führte Sol Kislig, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ProClim.
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