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Darwins Beichte

Charles Darwin auf der Bühne? Na klar!

Darwin: Jäger von Mistkäfern, Beobachter von Schnecken und Taubenzüchter, hervorragender Vater und Ehemann, Respektsperson und respektiert von der lokalen Bevölkerung, unendlich liebenswürdig und sanft, häuslich aus Überzeugung, die Kinder auf den Knien blickt er durch das Mikroskop. Er bestäubt seine grünen Pflanzen mit Mehl, um die Fuss - abdrücke der Insekten zu studieren. Er begeistert sich für das eigenartige Sexualverhalten der Krustentiere, bei denen die Weibchen, als schwangere Zwitter, an ihren Bäuchen festgekrallte Männchen in grosser Zahl mit sich herumtragen. Aber er war auch ein See-reisender (in jungen Jahren), ein visionärer Forscher, leidenschaftlich und selbstbewusst, enorm methodisch (er dokumentiert alles was er sieht, denkt oder überprüft), er plant den endgültigen Sieg seiner Ideen so, wie ein General eine Schlacht plant, in dauerndem Briefkontakt mit Informanten rund um den Globus. Und schliesslich: ein Nonkonformist aus einer Nonkonformisten - Familie (sein Grossvater war Vorbild für die Figur Frankensteins), der dennoch verzweifelt die Anerkennung der Konformisten suchte. Ein tatsächlich kranker Hypochonder. Ein von Angst Geplagter, der notorisch schlecht schläft und Albträume hat, die er in seinem Notizbuch festhält

Darwin theatre

Am 23. April 1851 wird in Malvern ein Albtraum wahr. Unglücklicherweise hatte er Annie, seine geliebte zehnjährige Tochter in diesen Kurort geschickt. Kaum von einer Grippe und von Scharlach genesen und ganz bestimmt tuberkulös, übersteht sie eine Schockbehand-lung mit Eiswasser nicht und stirbt nach einer einwöchigen Leidenszeit, während der ihr Vater Tag und Nacht an ihrer Seite wachte, nachdem er in aller Eile an ihr Krankenlager geeilt war. Der Schicksalsschlag ist schrecklich, Darwin bricht zusammen. In seinen Ge-danken herrscht ein Durcheinander: süsse Erinnerungen, Mitschuld, Empörung und vor allem das skandalträchtige Geheimnis, das in ihm seit mehr als zwölf Jahren frisst – das Geheimnis der Entstehung der Erde und der Evolution der Arten. Keineswegs auf wunderbare Weise und in endgültiger Form von Gott geschaffen, haben sie sich langsam im Zusammenspiel von Zufall und Naturgesetzen entwickelt. Eine Gotteslästerung! Er wagt es nicht, der Welt seine Theorie darzulegen, weil er ebenso fürchtet der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden, wie ihm vor der Zurückweisung und dem politischen Missbrauch seiner Ideen graut. Aber an diesem 23. April ändert sich alles: Gott verlässt Darwin und vice versa. Er entsagt dem Christentum und wird Agnostiker (er schliesst sich nie den Atheisten an) und setzt einen Prozess in Gang, der acht Jahre später in der Publikation des Buches mündet, welches das Selbstbild des Menschen und das Bild der Welt in der er sich entwickelt radikal verändert. Die Türe zu genetischen Experimenten und zur Realisierung der Brave New World steht weit offen, aus denen wir die verblüffenden, von genetisch verbesserten Überwesen, Klonen, Chimären und intelligenten Maschinen bevölkerten Bilder generieren. Die Menschheit hat die Verantwortung für die Evolution des Lebens übernommen!
2008: ich stürze mich in das darwinistische Universum. Rund um mich biologische, philosophische und ethische Abhandlungen, natürlich die Bibel, ... Axel Kahn, Dawkins, Spinoza, Bergson, der grosse Ricœur: ich entdecke sie als begeisterter Laie, sammle überall, was ich zu verstehen glaube, und in meinem Kopf entsteht ebenfalls ein Durcheinander. Unerwartetes trifft aufeinander. Mein Vater, Träger einer Hälfte meines Genoms, kämpft während Wochen gegen die Krankheit und das Altern und verstirbt nach einem Moment wachen Bewusstseins. Eine eigenartige Mischung entsteht und in diesem Gefühlschaos entsteht DARWINS BEICHTE, ein Text über Empörung und auch über Entdeckung. Der Tod ist gleichbedeutend mit Emanzipation, der Entscheidung, den Anker zu lichten, um das andere Ufer zu entdecken. Ich schreibe zuerst einen langen Monolog Darwins, der beichtet und phantasiert, unterstützt von Opium, seinem bevorzugten Medikament. In seiner Erinnerung lebt Annie wieder auf wie früher. Vor ihr, vielleicht durch sie, äussert er seine Angst und seinen Kampf. Seine Ängste materialisieren sich in einem bizarren Wesen das, wie Frankensteins Monster, ohne Zweifel Opfer und Täter in einem ist. Ich verspüre den Drang, zwei Gehilfinnen hinzuzufügen, eine etwas ahnungslose junge Frau (die Autorin des Stückes) und eine alte exzentrische Biologin, Gefährten auf meinem Zickzackkurs auf der Suche nach dem weshalb und wie des Lebens. Unter ihren erstaunten Augen versucht Darwin-Prometheus-Frankenstein-Jekyll-Hide seine inneren Monster zu zähmen und entscheidet sich für die Erkenntnis und gegen Vorurteile.
Dominique Caillat, Januar 2009
Autorin

Die Mitwirkenden von Darwins Beichte

Rebecca Weingartner: Schauspiel, Tanz, Choreographie
Jorinde Kuiper: Schauspiel, Tanz, Choreographie
André Jung: Stimme
Riochar Jacobi: Stimme
Dominique Caillat: Autorin
Samuel Rohrer: Musik
Martin Burr: Réalisateur
Valerie Hess: Bühnenbild, Kostüm
Raphael Höglhammer: Bühnenbild, Kostüm
Stefanie Schaad: Bühnenbild, Kostüm
Seraine Schlaefli: Bühnenbild, Kostüm Assistenz
Michèle Faller: Dramaturgie
Julia Wietlisbach: Assistenz
Xenia Fünfschilling: Produktionsleitung, Tourneemanagement

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  • confession darwin 1
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  • DVD Darwin 09
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Pièce de théâtre "La Confession de Darwin"
DRS2 Bühne frei - Darwins Beichte

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Die französischsprachigen Theaterstücke wurden aufgezeichnet und sind als DVD erhältlich. Sie eignen sich beispielsweise für Unterrichtszwecke auf Gymnasialstufe. Der integrale Text von "Darwin en finit avec les cirripèdes" kann ebenfalls bei uns bezogen werden.

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