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Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors höher als angenommen

Die Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors liegen jährlich um rund 600'000 Tonnen CO2-Äquivalente höher als bisher angenommen. Grund dafür ist eine bisher unbekannte Lachgasquelle aus der Produktion des Chemie- und Pharmaunternehmens Lonza AG. Lonza hat sich verpflichtet, bis spätestens Ende 2021 einen Katalysator einzubauen, der die Emissionen um mindestens 98 Prozent vermindert. Diese sind ab 2020 im Schweizer Emissionshandelssystem einbezogen und damit reguliert. Die Schweiz wird ausländische Zertifikate abgeben, um ihre internationalen Klimaziele für den Zeitraum von 2013-2020 dennoch zu erreichen.

CO2 Industrie

Die Lachgasemissionen der Lonza von rund 600'000 Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2-eq) pro Jahr machen rund 1 Prozent des jährlichen Treibhausgasausstosses der Schweiz aus. Das Unternehmen hat diese im Frühjahr 2018 bei einer Kontrollmessung am Produktionsstandort in Visp (VS) festgestellt und anschliessend dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) gemeldet. Das BAFU konnte daraufhin in einem unabhängigen Gutachten die Quelle des Lachgases nachweisen. Die Lonza ist in das Schweizer Emissionshandelssystem (EHS) eingebunden und muss dem Bund neu auch für diese Emissionen die nötigen Emissionsrechte oder, in begrenztem Umfang, ausländische Zertifikate abgeben.

Das klimaschädliche Lachgas entsteht bei der Produktion des Vitamins Niacin. Die Produktionsanlage der Lonza ist seit 1971 in Betrieb. Lachgasemissionen sind nicht in der Luftreinhalte-Verordnung geregelt. Aus diesem Grund hat die Lonza diese im Rahmen der Vitamin-Produktion nicht untersucht. Die Lonza hat sich gegenüber dem BAFU verpflichtet, bis spätestens Ende 2021 einen Katalysator einzubauen, der diese Emissionen um mindestens 98 Prozent vermindert. Die dafür notwendigen Schritte hat das Unternehmen eingeleitet.

Auswirkung auf die Klimaziele der Schweiz

International hat sich die Schweiz unter dem Kyoto-Protokoll verpflichtet, ihre Emissionen im Durchschnitt zwischen 2013-2020 um 15,8 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Aufgrund internationaler Regeln kann der Ausgangswert für 1990 nicht rückwirkend angepasst werden. Die zusätzlichen rund 600'000 Tonnen CO2-eq pro Jahr müssen deshalb während der gesamten Verpflichtungsperiode ausgewiesen werden und wirken sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele der Schweiz aus.
Um das Ziel des Kyoto-Protokolls dennoch zu erreichen, wird die Stiftung Klimarappen ausländische Zertifikate im Umfang von 5 Mio. Tonnen CO2 erwerben und dem Bund übertragen. Die Stiftung wird dafür einen Teil des nach Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten verbliebenen Stiftungsvermögens verwenden. Das nationale Verminderungsziel im CO2-Gesetz beträgt im Jahr 2020 20 Prozent gegenüber 1990. Dieses Ziel, das ausschliesslich mit Massnahmen im Inland erreicht werden muss, verschärft sich nun um 600'000 Tonnen CO2-eq.

Adressen für Rückfragen

Andrea Burkhardt, Chefin der Abteilung Klima, Bundesamt für Umwelt BAFU, Tel. 058 462 64 94

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