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Perspektive medizinische Genetik

Anita Rauch Direktorin und Ordinaria für medizinische Genetik, Institut für Medizinische Genetik der Universität Zürich

Anita Rauch
Direktorin und Ordinaria für medizinische Genetik, Institut für Medizinische Genetik der Universität Zürich

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Personalisierte Gesundheit bedeutet für mich vor allem gezielte Krankheitsvorsorge. Bei Krankheiten erkennen wir zunehmend, dass einem Krankheitsbild auf der molekularen Ebene verschiedene Untertypen zu Grunde liegen können. Je nachdem was die genaue Ursache ist, kann dann eine angepasste Behandlung erfolgen. Sowohl bei der Vorsorge als auch bei der Behandlung spielen einerseits die genetische Veranlagung und andererseits die persönlichen Lebensumstände eine wichtige Rolle.

Das heutige Gesundheitssystem ist eigentlich ein Krankheitssystem. Vorbeugung spielt nur eine untergeordnete Rolle. In der Behandlung von Krankheiten werden noch zu oft verschiedene Dinge über einen Kamm geschert, also klinisch ähnliche, aber molekular verschiedene Krankheiten gleichbehandelt. Ausserdem legt das heutige System zu wenig Gewicht darauf, ungesunde Verhaltensweisen zu «therapieren». Seinen Lebensstil zu ändern, ist schwer, weil er oft schon in der Kindheit geprägt wurde. Zudem ist unser Körper von seiner evolutionsbiologischen Ausstattung her nicht für die heutigen Lebensumstände gemacht.

Personalisierte Gesundheit macht im Prinzip immer Sinn. Die Frage ist nur, wieviel Individualisierung wir uns leisten können. Es wird auch Krankheiten geben, da braucht es wenig Personalisierung, weil alles auf die gleiche Ursache hinausläuft. Das muss aber für jede einzelne Krankheit erforscht werden und lässt sich nicht pauschal vorhersagen. Schon heute werden viele Krebsarten oder einige rein genetisch bedingte Krankheiten abhängig von ihrem molekularen Profil beziehungsweise ihren genetischen Ursachen mit Erfolg individuell behandelt.

Wenn häufige Krankheiten in verschiedene individuelle Untertypen unterteilt werden, dann müssen viele einzelne Faktoren berücksichtigt werden. Dies führt zunächst dazu, dass Forschungsprojekte viel aufwändiger werden und auch wesentlich mehr Patienten mitmachen müssen. Die Forschungslandschaft in der Schweiz ist noch nicht auf solche grossen Projekte ausgerichtet. Ausserdem braucht es eine neue Dimension der Digitalisierung und Prozess-Standardisierung in den Gesundheitseinrichtungen, um wertvolle Informationen für die Forschung brauchbar zu machen. Ich bin aber optimistisch, dass wir mit der Initiative «Swiss Personalized Health Network» auf einem guten Weg sind und die Erfolgsgeschichte der Medizin weiterschreiben werden.


September 2018