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Methanausstoss senken ist wichtig, netto null dabei aber nicht nötig

Was Klimamodelle bereits berücksichtigen, ist aus den Treibhausgasinventaren der Schweiz und anderer Länder nicht ersichtlich: Eine substantielle und dauerhafte Reduktion der Emissionen von Methan oder anderen kurzlebigen klimawirksamen Substanzen hat eine ähnliche Wirkung wie die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Sie ist deshalb ein unumgängliches Mittel, um die Klimaziele zu erreichen. Verbleibende Methanemissionen müssen jedoch nicht durch negative Emissionen ausgeglichen werden, um Klimaneutralität zu erlangen.

Eine neue Berechnungsmethode erfasst die Klimawirkung von Veränderungen der Methanemissionen realistischer als die aktuelle Umrechnung.
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Das kurzlebige Methan ist ein weitaus stärkeres Treibhausgas als CO2. Das trifft aber vor allem in den Jahren direkt nach dem Ausstoss zu. Methan wird in der Atmosphäre verhältnismässig rasch abgebaut, die durchschnittliche Lebenszeit beträgt nur zwölf Jahre. Damit nimmt die Klimawirkung einer Methanemission schnell ab und ist bereits nach zwanzig Jahren nur noch gering. Bleibt der Ausstoss von Methan oder anderer kurzlebiger Substanzen über längere Zeit konstant, verursachen diese nur noch wenig zusätzliche Erwärmung. Bei CO2 und den anderen langlebigen Treibhausgasen bewirkt ein konstanter Ausstoss hingegen eine kontinuierliche Erhöhung der Temperatur.

Im Gegensatz zu den Klimamodellen berücksichtigt die Berechnung der CO2-Äquivalentemissionen in den Treibhausgasinventaren der Länder diese Dynamik nicht. Grund dafür: In den 90er Jahren haben sich die Länder im Rahmen der internationalen Klimapolitik auf eine Methode geeinigt, mit der die Wirkung von Klimagasen in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet wird. Diese Methode ist allerdings für die Beschreibung der Klimawirkung von kurzlebigen Substanzen in manchen Fällen ungeeignet. Sie unterschätzt, wie stark sich diese kurzfristig auf das Klima auswirken, und überschätzt deren langfristige Klimawirkung. Damit lassen sich Emissionsreduktionspfade kurzlebiger Substanzen nicht realistisch planen oder Massnahmen zu derer Emissionsreduktion nicht korrekt beurteilen.

Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben eine Berechnungsmethode für CO2-Äquivalente entwickelt, die den Zeitverlauf der Klimawirkung von Methan oder anderen kurzlebigen Substanzen realistischer erfasst als die aktuell in den internationalen Klimaabkommen verwendete Umrechnung. Ein Bericht des Forums für Klima und globalen Wandel (ProClim) der SCNAT stellt die neue Metrik vor und zeigt auf, für welche Fragestellungen die Klimawirkung von Methan neu beurteilt werden sollte.

Dank der Reduktion des Methanausstosses rechtzeitig zur Klimaneutralität

Die Senkung der globalen Methanemissionen ist ein unverzichtbares und kurzfristig hochwirksames Mittel, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5 bis 2 Grad Celsius zu begrenzen. Denn eine Reduktion der Methanemissionen kann den Klimawandel kurzfristig wesentlich stärker eindämmen als dies in den Treibhausgasinventaren ersichtlich ist. Nur mit einer massiven Senkung dieser Emissionen verbleibt eine Chance, rechtzeitig Klimaneutralität zu erreichen. Ohne ist das Ziel einer globalen Erwärmung von maximal 1,5 bis 2 Grad Celsius nicht mehr erreichbar, weil der CO2-Ausstoss nicht rasch genug auf netto null reduziert werden kann. Je nachdem, wo Methanemissionen entstehen, gibt es unterschiedliche Massnahmen, diese zu reduzieren. Sind die Möglichkeiten zur Reduktion der Methanemissionen ausgeschöpft und bleiben die Emissionen stabil, sind nur sehr geringe negative Emissionen notwendig, um Klimaneutralität zu erreichen.

Anpassung der Metrik nur international koordiniert möglich

Die Klimarahmenkonvention und das zugehörige Übereinkommen von Paris haben zum Ziel, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem ungefährlichen Niveau zu stabilisieren. Dies bedingt, dass die CO2-Emissionen bis 2050 auf Netto-Null sinken und die Methanemissionen massiv zurückgehen, ungeachtet der verwendeten Metrik. Die Vertragsstaaten haben ihre länderspezifischen Verminderungsziele unter der Annahme der bisherigen, einheitlichen Metrik festgelegt. Eine Anpassung der Metrik für die Berechnung der CO2-Äquivalente würde sich auch auf die formulierten Ziele auswirken und müsste deshalb international koordiniert erfolgen.

Die neue Metrik würde jedoch die Klimawirkung der Emissionsentwicklung von Methan und den Effekt von Reduktionsmassnahmen besser abbilden. Die Klimawirkung der Methanemissionen zum Beispiel aus der Landwirtschaft würden nach der neuen Metrik in der Schweiz und auch in anderen Ländern deutlich tiefer liegen als zurzeit im Treibhausgasinventar ausgewiesen, da diese Emissionen in den letzten 20 Jahren praktisch konstant waren. Ob dies so bleibt, hängt von der zukünftigen Entwicklung der Emissionen ab. Steigen die Methan-Emissionen an, so führt dies zu einer stärkeren erwärmenden Wirkung als gegenwärtig ausgewiesen. Werden die Methanemissionen hingegen deutlich gesenkt, so führt dies zu einer abkühlenden Klimawirkung, welche die erwärmende Klimawirkung der übrigen Treibhausgase teilweise kompensieren kann.

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Dr. Urs Neu
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