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Gemeinsam Lösungen finden

ProClim Flash 78

Text: Filippo Lechthaler, Leiter ProClim/Bereichsleiter Wissenschaft und Politik der SCNAT

Filippo Lechthaler
Image: Sandra Stampfli

Am 18. Juni hat die Schweizer Bevölkerung das Klima- und Innovationsgesetz angenommen und damit die politischen Rahmenbedingungen zur Erfüllung des Klimaschutzübereinkommens von Paris gestärkt. Das Netto-Null-Ziel ist aus physikalischer Sicht vorgegeben und nun auch gesetzlich verankert. Als Gesellschaft müssen wir in der Schweiz nun Wege finden, das Ziel zu erreichen. Die Herausforderungen und Chancen der Treibhausgasreduktionen unterscheiden sich je nach Sektoren und Regionen stark. Dabei sind unterschiedliche technologische, ethische, soziale und politische Umsetzungsfragen offen. Ein Beispiel sind die viel diskutierten Negativemissionstechnologien, die jüngst auch in der Schweizer Politik im Zusammenhang mit der Kohlenstoffsequestrierung in Böden thematisiert wurden. Im März dieses Jahres hat der Bundesrat hierzu einen Bericht verabschiedet, der sowohl Massnahmen wie auch offene Fragen aufzeigt. Nicht zuletzt fehlt es an genügend Information, um eine detaillierte Beurteilung des Potenzials der Schweizer Böden zur Speicherung von organischem Kohlenstoff zu ermöglichen.

Mit dem ProClim Flash möchten wir zur Lösungsfindung beitragen und mit jeder Ausgabe ein Kernthema auf dem Weg zur Klimaneutralität beleuchten. Im letzten Flash 77 lag der Fokus auf der Transformation des Energiesystems. Im vorliegenden Heft lenken wir nun unseren Blick auf die Klimakompatibilität des Ernährungssystems. Sowohl im Energie- als auch im Ernährungsbereich geht es uns um eine systemische Betrachtung. Im Zentrum stehen Wechselwirkungen zwischen Konsum und Produktion sowie Nutzung und Schutz der natürlichen Grundlagen.

Diese gesamtheitlichen Betrachtungen sind für den gesellschaftspolitischen Diskurs sehr wichtig. So können sowohl Zielkonflikte wie auch Synergien erkannt werden. In der Agrarpolitik dreht sich die Debatte häufig um solche Zielkonflikte. Im Ernährungssystem können aber eben auch Synergien aufgezeigt werden: Durch standortangepasste Produktionsansätze liessen sich zum Beispiel Treibhausgasemissionen reduzieren, die Biodiversität schützen und die Versorgungsicherheit stärken. Mehr dazu finden Sie im Artikel zu Milch- und Rindfleischproduktion. Ebenso thematisieren wir die Speicherung von Kohlenstoff in Böden und zeigen auf, wie Klimaschutz mit einer nachhaltigen und produktiven Landwirtschaft zusammenhängt. Solche Beispiele dokumentieren das Potenzial für zukunftsfähige Lösungen, die verschiedene Zielsetzungen und damit unterschiedliche Interessen zusammenbringen. Wie üblich wollen wir nicht die eine Lösung vorgeben, sondern unterschiedliche Handlungsoptionen aufzeigen und diskutieren. Neben wissenschaftlichen Betrachtungen werfen wir mit dem Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» auch einen Blick in die Praxis. Dort wird klar, dass es für nachhaltige Innovationen ein gemeinsames Problem- und Lösungsverständnis verschiedener Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Praxis braucht. Die jüngste Forschung in der Schweiz zeigt, dass der Wissensaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten und damit das gegenseitige Lernen die Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen vorantreibt. Auch kleine Schritte und lokale Initiativen können also den Klimaschutz im Ernährungssystem wesentlich voranbringen.

Ich wünsche ihnen eine anregende Lektüre!

Zuletzt noch eine Nachricht in eigener Sache: Wir haben uns entschlossen, die diesjährige Winterausgabe 2023/2024 des Flashs auszusetzen. Aufgrund laufender kommunikationsstrategischer Arbeiten möchten wir unsere Ressourcen in den kommenden Monaten auf konzeptionelle Tätigkeiten konzentrieren. Wir freuen uns, Ihnen die nächste Ausgabe im kommenden Sommer wieder zuzustellen.

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Dr. Filippo Lechthaler
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