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Image: Pablo Escobar, photocase.demore

Biodiversität in den Geistes- und Sozialwissenschaften und in der Nachhaltigkeitsforschung

Biodiversität ist in erster Linie Forschungsobjekt der Naturwissenschaften. Sie wird aber immer mehr in geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldern und Disziplinen erforscht und beleuchtet.

Diese Wissenschaften beantworten Fragen zu gesellschaftlichen Dimensionen von Schutz und Nutzung der Biodiversität, wie die Wahrnehmung der Biodiversität, Werte und Kosten des Biodiversitätsschutzes, die Akzeptanz von Schutzmassnahmen, politische Prozesse und Institutionen zum Schutz von Biodiversität oder die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Wirtschaftsunternehmen.

Biodiversität kann in ihrer Bedeutung erfasst und erforscht werden, wenn die verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften inkl. Ökonomie zusammenarbeiten. Dies erlaubt einen breiten Fächer an Fragestellungen, die über reine biophysische Aspekte hinausgehen. Darüber hinaus gilt in vielen interdisziplinären Forschungsprojekten zu nachhaltiger Entwicklung Biodiversität als wichtiger Teilaspekt. Solche fächerübergreifende Projekte zu Biodiversität sind aber, besonders an Universitäten, eher (noch) selten.

Biodiversität ist zu einem zentralen Thema in der Zusammenarbeit mit den Ländern des Südens geworden, denn sie ist eine Lebensbasis gerade für Entwicklungsländer, die es zu erhalten, fördern und zu nutzen gilt.

Folgend eine Auswahl an Forschungsgruppen und Instituten an Universitäten und Fachhochschulen, in welchen gesellschaftsrelevante Dimensionen von Biodiversität bearbeitet werden.


Interdisziplinäre Biodiversitätsforschung an Universitäten

Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften, Universität Zürich

Die Gruppe Umweltgeschichte des Instituts für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften befasst sich damit, wie der Mensch die Natur wahrnimmt, wie er sie verändert und bewirtschaftet, und wie wiederum die Natur Leben und Denken der Menschen beeinflusst. Umfragen und Interviews, die Analyse von kulturellen und naturwissenschaftlichen Daten und Archiven gehören zu den wissenschaftlichen Methoden, ebenso Feldarbeit und Laborbeobachtungen. Die Forschungsprojekte beschäftigen sich mit alten und neuen Anliegen im Bereich des Umweltschutzes, mit Umweltgeschichte, mit ökologischer Restaurierung, mit globalen Umweltveränderungen und ihrem Einfluss auf die menschliche Gesundheit.

Human-Environment Systems Group, ETHZ

Das Institut der Human-Environment Systems der ETH Zürich betreibt problembezogene Umweltforschung. Das Ziel des Instituts ist die Identifikation von aktuellen gesellschaftsrelevanten Problemen, deren Untersuchung sowie die Kommunikation von praxistauglichen Lösungen an Entscheidungsträger. Die Hauptkompetenzen sind die Auswertung von Daten über gesellschaftliche Haltungen, Anschauungen, Entscheidungsmechanismen sowie die Modellierung von menschlichem Verhalten im Bezug zu seiner Umwelt.

Institut Mensch-Gesellschaft-Umwelt (IMG), Universität Basel

Das Institut Mensch-Gesellschaft-Umwelt der Universität Basel beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten nachhaltiger Wassernutzung. Bei der Beschäftigung mit Umweltproblemen ist meist mehr als eine Disziplin erforderlich, um eine Zustandsanalyse vorzunehmen, Ursachen unerwünschter Veränderungen aufzudecken und Lösungsvorschläge zu deren Behebung zu entwerfen. Soziale, gesellschaftliche, ökonomische und juristische Aspekte miteinzubeziehen ist dabei unabdingbar. Umweltbezogene Projekte werden deshalb gemeinsam mit KollegInnen und ExpertInnen aus anderen Fachbereichen und in Abstimmung mit lokalen Behörden untersucht.

Center for Development and Environment (CDE), Universität Bern

Das Centre for Development and Environment (CDE) ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut der Universität Bern. Das Ziel des CDE ist es, zusammen mit Partnern aus dem Norden und dem Süden Wissen zu nachhaltiger Entwicklung zu generieren und in Projekten umzusetzen.

Human ecology Group, Université de Genève

Die Forschungsgruppe Human Ecology der Universität Genf integriert Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Institut für Umweltwissenschaften. Human Ecology erforscht die Zusammenhänge zwischen Menschen und ihrem biologischen, physischen, kulturellen und sozialen Umfeld.


Interdisziplinäre Biodiversitätsforschung an Fachhochschulen

Hepia: nature en ville

Die Natur in der Stadt wurde lange Zeit ausschliesslich als Dekorationsobjekt angesehen. Seit einigen Jahren steigt aber das Interesse an einer verdichteten Stadt mit Grünräumen von hoher Qualität, von Seiten der Stadtplaner wie auch der Bewohner. Die vielfältigen urbanen Lebensräume stellen eine Herausforderung für den Schutz der Artenvielfalt dar. Die Stadtplanung braucht neue Instrumente und Methoden, um diese Lebensräume zu erhalten und zu schaffen. Dies mit dem Ziel, die Ökosystemleistungen der Natur in der Stadt besser zu nutzen und die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen.

Institut Terre-Nature-Environnement, Hepia

Das Institut Terre-Nature-Environnement vereint die Forschung in Agronomie und Naturschutz. Der Schutz, die nachhaltige Inwertsetzung und die Nutzung der Ökosysteme stehen dabei im Zentrum. Das Ziel ist eine erhöhte landwirtschaftliche Produktion, die Wasser, Boden und Lebewesen nachhaltig nutzt.

Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen, ZHAW

Das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) setzt sich für die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und mehr Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt ein. Landschaft und Tourismus, biologische Landwirtschaft, Ecological Engineering, Integrative Ökologie sind die Themenbereiche, die am Institut fächerübergreifend behandelt werden.

Institut für Landschaft und Freiraum, HSR

Das ILF Institut für Landschaft und Freiraum an der HSR wurde 2006 aus mehreren Fach- und Forschungsstellen gegründet. Das ILF verfügt über Kernkompetenzen in den Bereichen Landschaftsplanung & Landschaftsgestaltung, Freiraum, Garten- & Landschaftsbau, Naturnaher Tourismus & Pärke. Das ILF unterstützt damit insbesondere Akteurinnen und Akteure in Verwaltung, Wirtschaft und Politik. Es ist eng verknüpft mit dem Studiengang Landschaftsarchitektur an der HSR.


Forschungsinstitute mit interdisziplinärer Forschung im Bereich Biodiversität

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, WSL

Die Forschungseinheit der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der WSL untersucht gesellschaftliche Ansprüche, Einstellungen, (Be-)Wertungen sowie Mitwirkungs- und Entscheidungsverfahren zu Fragestellungen der Landschaft, Biodiversität, natürlichen Ressourcen, Raumentwicklung und Naturgefahren. Biodiversitätsspezifische Themen sind beispielsweise die Wahrnehmung invasiver Arten, Kosten und Politiken des Biodiversitätsschutzes, internationale Biodiversitätsverhandlungen, Beteiligungsverfahren bei biodiversitätsrelevanten Projekten oder Beitrag von Biodiversität zur Lebensqualität in der Stadt.

Raumansprüche von Mensch und Natur, WSL

Das Forschungsprogramm "Raumansprüche von Mensch und Natur" der WSL untersucht die zukünftige Entwicklung intensiv genutzter Regionen und erarbeitet Grundlagen für deren nachhaltiges Management. Es wird in enger Zusammenarbeit mit der Praxis aufgebaut und durchgeführt. Das Programm untersucht, wie die Siedlungsentwicklung wichtige Landschaftsqualitäten für die Lebensqualität des Menschen und für die Biodiversität beeinflusst und welche Konflikte daraus entstehen können.

Abteilung Umweltsozialwissenschaften, Eawag

Das Departement Umweltsozialwissenschaften (ESS) betreibt Spitzenforschung im Umweltbereich basierend auf mehreren sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Es arbeitet eng mit den Ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Departementen der Eawag, sowie mit führenden Universitäten und Forschungsinstituten im In- und Ausland zusammen, mit dem Ziel, sozialen Wandel in den Bereichen Wasser, Abwasser und Ressourcenmanagement aus einer integrativen sozialwissenschaftlichen Perspektive zu verstehen.

Departement für Sozioökonomie, FiBL

Das Departement Sozioökonomie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau untersucht das Verhalten und Vertrauen von Konsumenten im Bezug auf Nahrungsmittel und insbesonders Bioprodukte. Es analysiert, welche Ansprüche die Gesellschaft an eine nachhaltige Landwirtschaft stellt und wie effiziente Zertifizierungssysteme aussehen müssen. Die Nachhaltigkeitsanalyse ist ein institutsübergreifender Schwerpunkt. Hier werden die Wirkungen von Landbaumethoden und Nahrungsmittelproduktion auf ökologische, ökonomische und soziale Indikatoren untersucht.

Abteilung Sozioökonomie, Agroscope

Die sozioökonomische Forschung von ART setzt bei zahlreichen Problemfeldern an: Sie schätzt die Konsequenzen unterschiedlicher politischer Rahmenbedingungen auf die Produktion von Milch, Fleisch und Pflanzen ab, identifiziert soziale Problemlagen und definiert wirksame Instrumente zu ihrer Beseitigung. Ein wichtiger Fokus ist auch die Schnittstelle zwischen wirtschaftlicher und ökologischer Entwicklung des Schweizer Agrarsektors.

Agrarlandschaft und Biodiversität, Agroscope

Agroscope erarbeitet im Bereich Agrarlandschaft und Biodiversität Grundlagen für die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt im Landwirtschaftsraum sowie für die Entwicklung und Pflege vielfältiger und schöner Kulturlandschaften. Dieser Forschungsbereich beinhaltet Untersuchungen zu Landschaftsbild und –wahrnehmung und Möglichkeiten der Agro-Forstwirtschaft in der Schweiz.