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Klimatransformation ist die Industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts

ProClim Flash 75

Text: Thomas Stocker, Professor für Klima- und Umweltphysik, Universität Bern

Thomas Stocker
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Klimaschutz ist eine Jahrhundertaufgabe. Um sie zu bewältigen, müssen wir von einer bewährten Technologie zur Energieumwandlung aus Kohle, Öl und Gas auf Energiesysteme umsteigen, die kein CO2 mehr in die Atmosphäre emittieren.

Diese Dekarbonisierung könnte man als «Vierte Industrielle Revolution» bezeichnen. Anders als bei der Mechanisierung, der Elektrifizierung und der noch laufenden Digitalisierung, steht bei der Dekarbonisierung das Endziel schon von vornherein fest: netto null CO2-Emissionen bis spätestens 2050. Was heute auch politisch verankert ist, hat die Schweizer Klimaforschung schon vor Jahren gefordert.1 Mit diesem klaren Ziel vor Augen ist die Dekarbonisierung eine ebenso gesellschaftliche wie technologische Revolution.

Klimaschutz treibt Innovation voran

«Industrielle Revolution» ist ein positiv besetzter Begriff, der für Aufbruch, Innovation und neue Geschäftsfelder steht. Die drei bisherigen Revolutionen haben neue Produkte hervorgebracht, die unser Verständnis von Arbeit, Kommunikation und Information grundlegend verändert haben – und die unser Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert haben. Auch wurden durch die Umwälzungen neue Arbeitsfelder eröffnet, Machtverhältnisse verschoben und der Erfindergeist belohnt. Klar ist, dass jede Revolution zu ihrer Zeit auch unerwünschte Auswirkungen hatte. Auch bei der Dekarbonisierung wird dies der Fall sein. Insgesamt gesehen ist sie aber die wirtschaftliche und gesellschaftliche Chance des 21. Jahrhunderts. Schon vor über 20 Jahren haben Klimaforschende auf die direkten und indirekten Nutzen von Klimaschutz hingewiesen. So kann er Innovationsprozesse vorantreiben und damit den Wirtschaftsstandort Schweiz stärken.2

Damit wir diese Chance nicht verpassen, ist es wichtig, dass die Forschung zu Technologie für den Klimaschutz massiv angekurbelt wird. Das schafft neue Arbeitsplätze und Produkte mit Weltpotenzial: beispielsweise synthetische Treibstoffe oder vollständig rezyklierbare Batterien.

Lokalen Klimaschutz fördern

Nebst Massnahmen auf nationaler Ebene gibt es auch grosses Potenzial auf kantonaler und kommunaler Ebene. Gerade hier ist kürzlich Bemerkenswertes geschehen: Der Kanton Glarus verabschiedete per Handzeichen ein äusserst ehrgeiziges Energiegesetz und der Kanton Bern hat das Netto-Null-Ziel in seine Verfassung aufgenommen. Es gilt deshalb, den lokalen Klimaschutz weiter zu fördern und damit die Lebensqualität der einzelnen Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, denn diese müssen für die Sache gewonnen werden. Wir stehen in der Pflicht, die Probleme jetzt anzupacken, bevor sie die nächste Generation nicht mehr lösen kann.

Referenzen

1OcCC (2012) Klimaziele und Emissionsreduktion – Eine Analyse und politische Vision für die Schweiz. OcCC – Organe consultatif sur les changements climatiques, Bern, 63 pp. www.occc.ch

2OcCC (2000) Sekundärnutzen (Secondary Benefits) von Treibhausgas-Reduktionen. Synthesen der Arbeitsgruppen des Workshops im Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon, 22./23. November 1999, 56 pp., Beratendes Organ für Fragen der Klimaänderung OcCC, www.occc.ch

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