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Klima und Biodiversität werden vermehrt zusammen gedacht

Die Überwindung der Klima- und Biodiversitätskrise fordert umfassende Lösungen weltweit und in der Schweiz. Karin Ingold und Florian Altermatt präsidieren ProClim respektive das Forum Biodiversität Schweiz. Im Interview erklären sie die Zusammenarbeit der beiden Foren und Communities, die auch in der Tradition der SCNAT tief verwurzelt ist.

Artikel Jahresbericht 22 Biodiversitat Klima
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INTERVIEW

Wie geht es Ihnen mit Blick zurück auf das Jahr 2022?

Karin Ingold: Für mich war es ein spannendes Jahr. Gerade in der Klimapolitik verliefen Entwicklungen nicht gradlinig. Ich nehme aber wahr, dass sich die Bevölkerung für das Thema Klima interessiert und sich politisch engagiert.

Florian Altermatt: Ich bin einerseits froh, dass sich die Gesellschaft bewusster geworden ist, dass Klimawandelund der Schwund der Biodiversität rasches Handeln erfordern. Die Stimme der Wissenschaft hat hier sicher einen Beitrag geleistet. Andererseits bin ich sehr besorgt, dass die Biodiversität bei gewissen Lösungsvorschlägen vergessen geht.

Gleich zwei UNO-Konferenzen fanden dazu statt

FA:
Die grossen Conferences of the Parties – COP 27 zum Klimawandel in Sharm el-Sheikh und COP 15 zur Biodiversität in Montreal – haben gezeigt, dass die beiden drängenden Themen international vermehrt zusammen gedacht werden. Lange Zeit ging die Biodiversität etwas vergessen. Wir sehen aber auch, dass wir als Gesellschaft in den letzten zehn Jahren wichtige Chancen zum Schutz der Biodiversität verpasst haben.

KI: An der Klimakonferenz gelang kein grosser, von aussen sichtbarer Wurf. Meine Blicke hinter die Kulissen zeigen, dass auf technischer Ebene aber einige Schritte gelangen. Am wichtigsten finde ich,dass viele Delegationen in Sharm el-Sheikh und später in Montreal von den gleichen Personen geleitet wurden. Im persönlichen Austausch konnten sich die gleichen Fachleute für Lösungen beider Herausforderungen einsetzen.

Auch in der Schweiz trafen sich Wissenschaft und Politik auf höchster Ebene.

KI: Wir nahmen genau dieses Zusammenkommen eigentlich den COPs vorweg. Im Bundeshaus traten die Klima- und Biodiversitätsforschenden gemeinsam auf und kamen mit rund einem Dri!tel der Parlamentarier und Parlamentarierinnen zusammen. Man konnte Vertrauen aufbauen – innerhalb der Wissenschaft, aber auch im Austausch mit der Politik.

FA: Wir konnten aufzeigen, dass die beiden Krisen Klima und Biodiversität zusammenhängen und Rückkoppelungseffekte bestehen. Unser Anliegen, die beiden Themen nicht gegeneinander auszuspielen, kamdeutlich zum Ausdruck. Ich hoffe, dies kam in der Politik auch an.

KI: Der Anlass im Nationalratssaal war symbolträchtig. Symbolik ist wichtig und Teil der Politik. Auch der gezielte fachliche Dialog auf allen politischen Ebenen – bei den Regierungen, in den Parlamenten und in der Verwaltung – ist wichtig und zielführend.

Wo sehen Sie Chancen für die SCNAT?

FA: Seit Jahrzehnten fördert die SCNAT das Denken über Disziplinengrenzen hinweg, wo sich Fachleute mit verschiedenen Hintergründen treffen. Meiner Meinung nach dürften die Akademien ruhig etwas mutiger auftreten und das auch mehr nach aussen tragen. Die grosse Innovationskraft der Forschung in einem kleinräumigen Land wie der Schweiz sind Chancen, die die Politik noch mehr nutzen kann.

KI: Die unterschiedlichen Disziplinen könnten noch näher zusammenfinden. Ich sehe den Einbezug der Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften als eine grosse Chance. Alle Disziplinen können uns helfen, die richtigen Hebel umzulegen und die Krisen zu meistern, die wir historisch gesehen verpasst haben.

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