Dekolonisierung der globalen Forschungszusammenarbeit
Eine dekolonisierte Zusammenarbeit zwischen Forschenden aus dem Globalen Süden und dem Globalen Norden wird von vielen gefordert. Die Kommission für Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern (KFPE) hat sich intensiv mit dieser Thematik befasst.
Diesen und weitere Artikel finden Sie im Jahresbericht 2023 der SCNAT.
Forschungszusammenarbeit kann auch heute noch koloniale Formen annehmen, wenn Machtgefälle bewusst oder unbewusst aufrechterhalten werden und sich in Abhängigkeiten manifestieren. Oft besteht das Risiko, dass globale Forschungspartnerschaften von Anfang an durch signifikante strukturelle, finanzielle und institutionelle Ungleichheiten geprägt werden.
Süd-Forschende haben zum Teil wenig Einfluss auf den Inhalt und die Ausrichtung eines Forschungsprojektes, insbesondere da die Forschungsfinanzierung fast ausschliesslich aus dem Globalen Norden stammt. Gleichzeitig führt die Dominanz des «westlichen» Wissenschaftssystems in mancher Hinsicht dazu, dass andere wertvolle Formen des Wissens, z. B. traditionelles oder indigenes Wissen, unterdrückt werden.
Dies sind Probleme, welche seit vielen Jahren bekannt sind. Die Debatte zur Dekolonisierung der Forschungszusammenarbeit wird aller-dings neu in der Schweiz und weltweit breiter geführt, mit starken Forderungen zur Transformation der Forschungsförderung und der Art und Weise, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden geführt wird. An einer Konferenz und Online-Workshops beschäftigte sich die KFPE unter anderem mit Themen wie Sprache und Wortwahl und warf eine «dekolonisierte Perspektive» auf Forschungs-, Förder- und Austauschprogramme. Ausserdem finanziert die KFPE ein Projekt, welches Merkmale einer dekolonisierten Forschungszusammenarbeit definiert und Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Contact
Dr. Fabian Käser
SCNAT
Commission for Research Partnerships with Developing Countries (KFPE)
House of Academies
PO Box
3001 Bern
Switzerland