Die Jahresmitteltemperaturen sind in der Schweiz seit 1850 um 1,8 °C gestiegen. Der Anstieg im Alpenraum liegt damit rund zweimal so hoch wie im globalen Mittel. Ähnliche Werte hat der Weltklimarat 2015 im Abkommen von Paris mit dem 2 °C-Ziel für das globale Mittel festgelegt. Um in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts gravierende Folgen zu vermeiden, ist ein weltweit nachhaltiges Wirtschaften und eine Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger notwendig. Das Ziel von «Netto-Null-Treibhausgasemissionen» müsste in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts global zur Realität werden. «Wir müssen handeln», sagt Kathy Riklin, Präsidentin des Beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung (OcCC). Der Klimawandel werde auch die Schweiz nicht kalt lassen. Für die Erarbeitung und Umsetzung solcher Minderungsstrategien sind internationale Gremien gefordert. Zur Realisierung von ebenfalls notwendigen Anpassungsmassnahmen sind zudem ein verstärktes Engagement und Zusammenarbeit der Akteure auf lokaler Ebene gefragt.
«Bericht setzt neuen Massstab»
Unter der Leitung von ProClim, dem Forum für Klima und globale Umweltveränderungen der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT), erarbeitete ein Netzwerk von 75 Klimaforscherinnen und -experten und 40 Gutachtern robuste Aussagen, die auf wissenschaftlichen Vorgehensweisen beruhen. Am Montag präsentierten sie den Bericht «Brennpunkt Klima Schweiz». «Dieser Bericht setzt einen neuen Massstab. Er ist ein ‹Must› für jede Person, die sich mit der Zukunft der Schweiz auseinandersetzt», sagte der Berner Klimaforscher Thomas Stocker vor den Medien in Bern. Auf rund 200 Seiten stehen die Fakten zum zukünftigen Klima in der Schweiz neben detailliert zusammengefassten Folgen und einer Reihe von Handlungsfeldern. Die Experten schlagen geeignete Anpassungs- und Minderungsmassnahmen vor, wie konkrete Lösungen erarbeitet werden können.
Klimabewusst reisen, wohnen, essen
Entsprechend breit abgestützt sind die Empfehlungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie heben eine Auswahl von konkreten Handlungsfeldern hervor, damit eine klimabewusste Lebensweise realisiert werden kann. Die Vorschläge betreffen das Pendler- und Reiseverhalten, Wohnen und Heizen, eine bewusste Nutzung von Energie und umweltbewusstes Essen und Trinken. Ein solcher Wandel biete auch viele Chancen, welche die Schweiz nutzen kann und sollte, sagen die Experten von ProClim. Dafür brauche es jedoch in der Schweiz mehrheitsfähige Allianzen und einen effizienten politischen Prozess sowie das Engagement aller Bürgerinnen und Bürger, um die Herausforderungen der Klimaänderung gemeinsam anzugehen, heisst es im Bericht «Brennpunkt Klima Schweiz».
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Referenz: Akademien der Wissenschaften Schweiz (2016) Brennpunkt Klima Schweiz. Grundlagen, Folgen und Perspektiven. Swiss Academies Reports 11 (5).