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Biodiversität ist für die Gesundheit wichtiger als bisher gedacht

Der Kontakt zur Natur hält gesund. Dies belegt eine Analyse von wissenschaftlichen Studien, welche die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) als Faktenblatt publiziert. Demnach ist der Schutz der Biodiversität von grosser Bedeutung, um Herausforderungen bei der öffentlichen Gesundheit zu meistern. Dazu gehören etwa Fettleibigkeit, gewisse Infektionskrankheiten, chronische und nichtübertragbare Krankheiten, Kindesentwicklung, geistiges Altern, Depressionen und Angstzustände. Jede Person in der Schweiz sollte daher Zugang zu hochwertiger Natur haben, schreiben die Forschenden.

Mädchen in der Natur
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Eine ganzheitliche Gesundheitsvorsorge fusst auch auf einer intakten Umwelt. Deren Funktionsfähigkeit wiederum beruht auf der Biodiversität, das heisst auf der Vielfalt der Arten, Gene und Lebensräume. Dabei liefert eine intakte Natur nicht nur Nahrungs- und Arzneimittel, saubere Luft und Trinkwasser; sie reguliert auch das Klima und baut Schadstoffe ab.

Immer mehr Studien belegen, dass der Beitrag der Biodiversität zu einem gesunden Leben noch viel weiter reicht. Zusammen mit Forschenden hat das Forum Biodiversität Schweiz der SCNAT nun diese Studien analysiert. Ihr Fazit: Daserhebliche präventive und therapeutische Potenzial der Biodiversität ist zurzeit noch weitgehend ungenutzt.

Tägliche Dosis Natur

Der regelmässige Aufenthalt in der Natur hat zahlreiche positive Effekte auf die menschliche Gesundheit: Grünräume spornen dazu an, körperlich aktiv zu sein, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen und sich zu entspannen und geistig zu erholen. Dies ist nicht nur angenehm, sondern wirkt auch nachweislich gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stress, Müdigkeit, Angstzustände, Depressionen und Fettleibigkeit. Es gibt auch Hinweise, dass die Interaktion mit Natur in Zusammenhang steht mit vorteilhafteren Herzfrequenzen, Blutdruckwerten, Vitamin-D- und Cortisol-Spiegeln sowie mit einer tieferen Diabetesrate. Und die Studien zeigen: Menschen verbringen mehr Zeit in artenreichen Umgebungen, die ästhetisch ansprechend, nahegelegen und sicher sind.

Besonders relevant ist die tägliche Dosis Natur für die städtische Bevölkerung. Gerade Kinder brauchen naturnahe, biodiverse Freiräume. Eine landesweite Studie in Dänemark mit mehr als 900.000 Menschen zeigte, dass Kinder, die kaum mit Grünflächen aufgewachsen sind, ein bis zu 55 Prozent höheres Risiko haben, eine psychiatrische Störung zu entwickeln, und dies unabhängig von den Auswirkungen anderer bekannter Risikofaktoren.

Biodiversität hält Krankheiten in Schach

Die Biodiversität bremst zudem Infektionskrankheiten beim Menschen, weil Häufigkeit und Vorkommen vieler Erreger eng mit ökologischen Prozessen verbunden sind. So existieren in vielfältigen Lebensräumen viele ungeeignete Wirte, was die Dichte der Krankheitserreger verdünnt und das Infektionsrisiko reduziert. Bei Infektionskrankheiten ist deshalb das Verständnis der Ökologie entscheidend, zusammen mit demographischen, sozioökonomischen und globalen Faktoren.

Eine vielfältige Natur beherbergt viele verschiedene Mikroorganismen. Diese fördern die nötige Reifung desImmunsystems. So gibt es starke Hinweise, dass mikrobenreiche Umgebungen, etwa auf landwirtschaftlichen Betrieben, vor Entzündungen und Autoimmunerkrankungen schützen. Der mangelnde Kontakt von Kindern und Erwachsenen mit verschiedensten Mikroben könnte für die zunehmende Anfälligkeit für Entzündungen und Allergien verantwortlich sein, vermuten Forschende.

Natur aufwerten

Die Forschenden präsentieren mehrere Handlungsoptionen, wie sich die Gefahren für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden minimieren lassen, die sich aus dem anhaltenden Verlust der biologischen Vielfalt ergeben. Dazu gehören eine nachhaltige Stadtplanung und das Einrichten von mehr, grösseren und biodiverseren Grünräumen, was zu Zeiten der Innenverdichtung eine Herausforderung darstellt. Diese Grünflächen gilt es den Ansprüchen der verschiedenen Menschen und der Biodiversität gemäss zu bewirtschaftenund mit der ländlichen Umgebung zu vernetzen.

Politik, Stadt- und Raumentwicklung, Land- und Waldwirtschaft sowie die Verwaltung sind auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene gefordert, allen Menschen den gleichberechtigten Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Natur in ihrem Alltag zu ermöglichen.Dabei gelte es die Synergien zwischen Biodiversitäts-, Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz zu nutzen, betonen die Forschenden. Zudem seien die noch vielen Wissenslücken zum Zusammenspiel von Biodiversität und Gesundheit in der Schweiz zu schliessen. Dazu brauche es ein integriertes, inter- und transdisziplinäres Forschungsprogramm, so die Forschenden.

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  • Dr. Danièle Martinoli
    SCNAT
    Swiss Biodiversity Forum
    House of Academies
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    3001 Bern
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  • Prof. Dr. Jakob Zinsstag
    SWISS TPH
    Zentrum für Tropen- und Reisemedizin
    Socinstrasse 55
    4051 Basel
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