Dieses Portal bietet Basiswissen zum Thema Astronomie und zeigt aktuelle Forschungsarbeiten und -kooperationen in der Schweiz auf.

Image: ESO

Galaxy cluster and large structures

Der Galaxienhaufen "Stephans Quintet"
Image: NASA, ESA and the Hubble SM4 ERO Team

Wie sich Sterne zu Galaxien zusammenfinden, können auch die Galaxien selbst wieder eine Struktur bilden. Galaxien, die sich in einem gemeinsamen Schwerefeld bewegen, bilden sogenannte Galaxienhaufen. Bis zu mehreren tausend Galaxien können so gravitativ verbunden sein und Haufen mit bis zu 10 Millionen Lichtjahren Durchmesser bilden. Galaxienhaufen sind von Gas durchdrungen. Dieses Gas ist mehrere Millionen Grad Kelvin heiss und sendet Röntgenstrahlung aus, die Forschende detektieren können - ein typisches Beispiel für die Röntgenastronomie. Das Gas und die Galaxien bilden gemeinsam nur etwas 20% der Masse eines Haufens. Der Rest besteht aus Dunkler Materie.

Galaxienhaufen weisen unterschiedliche Formen auf - sogenannte morphologischen Typen - ähnlich wie die Galaxientypen. Es ist allerdings viel schwieriger eine Klassifizierung zu definieren, als bei den Galaxien und bis heute hat sich noch keine als Standard durchgesetzt.

Der Galaxienhaufen, in der sich die Milchstrasse und damit auch unsere Sonne und die Erde befinden, nennt man Lokale Gruppe.

Das kosmische Netz - Galaxienhaufen und Superhaufen sind wabenförmig miteinander verbunden
Image: NASA, ESA, and E. Hallman (University of Colorado, Boulder)

Superhaufen, Filamente, Voids und Grosse Quasar-Gruppen

Die Galaxien sind nicht gleichmässig im Universum verteilt. An manchen Orten gibt es mehr davon, an anderen kaum - sie bilden eine wabenartige Struktur. Wo sich die «Wände» solcher Waben kreuzen, also sich viele Galaxienhaufen ansammeln, entstehen sogenannte Galaxien-Superhaufen. Sie haben einen Durchmesser von mehreren hundert Millionen Lichtjahren.

Bisher vermutete man, die Milchstrasse befinde sich im Galaxien-Superhaufen Laniakea, mit einem Durchmesser von ungefähr 520 Millionen Lichtjahren, gemeinsam mit ungefähr 100'000 anderen Galaxien. Neuste Forschungen geben Hinweise darauf, dass Laniakea doch keine eigenständige Struktur ist, sondern Teil des Superhaufens Shapley. Siehe Link auf der rechten Seite.

Die Leerräume in den Waben heissen Voids. Und zwischen den Galaxienhaufen und Superhaufen verlaufen Filamente. Es sind Verbindungs«fäden» aus Gas, Dunkler Materie und einzelnen Galaxien.

Inzwischen ist eine noch grössere Struktur als diese Wabenform bekannt: Grosse Quasar-Gruppen. Quasare nennt man den aktiven Kern einer Galaxie. Es sind Regionen, die sehr grosse Strahlungsmengen aussenden. Diese Strahlung stammt von der Akkretionsscheibe, die ein Schwarzes Loch umgibt. Quasare sehen aber quasi aus wie Sterne und so entstand ihr Name: quasi-stellar radio source. Sammeln sich mehrere Quasare an, bilden sie eine Large Qasar Group - die grösste heute bekannte Struktur im Universum. Den Rekord bildet U1.27 mit 73 Quasaren, einem mittleren Durchmesser von 1.5 Milliarden Lichtjahren und einer maximalen Ausdehnung von 4 Milliarden Lichtjahren.

Wissenschaftler:innen arbeiten intensiv daran, besser zu verstehen, wie die oben beschriebenen Strukturen entstanden sind und wie sie funktionieren. Es ist zum Beispiel noch nicht klar, ob sie die Superhaufen ausschliesslich wegen der Gravitation bilden oder andere Kräfte eine Rolle spielen.